Ergebnisse der ultimativen Fragebogenaktion und der 30-minütigen Diskussionen in kleinen Runden auf der Betriebsversammlung April 2021
Wie läuft es mit der Kommunikation im Betrieb?
Nicht erst seitdem pandemiebedingt im letzten Jahr viele Teamtreffen ausgefallen oder ins Virtuelle verlegt worden sind, haben sich Art und Weise wie wir in der Arbeit miteinander kommunizieren und als Team zusammenkommen verändert. Mit Hilfe einiger Inter–views, mit einem an alle verschickten Fragebogen und Diskussionen sind wir mit euch auf der letzten Betriebsversammlung darüber ins Gespräch gekommen.
Im Folgenden ein Überblick über die Auswertung des Fragebogens und die Ergebnisse der Kleingruppen-Diskussionen der beiden Teilversammlungen.
Was für ein*e Teamarbeiter*in bin ich?
Auswertung der Fragebögen
Der Fragebogen zu Kommunikation und Teamarbeit wurde vom BR entwickelt. Er ist weder repräsentativ noch wissenschaftlich fundiert. Der Fragebogen und die Ergebnisse der Umfrage sollten uns als Einstieg dienen, gemeinsam darüber nachzudenken, wie wir im Betrieb miteinander kommunizieren und kommunizieren wollen.
Insgesamt gab es 31 verschiedene Aussagen, denen man ganz oder weniger eindeutig zustimmen oder nicht zustimmen konnte. Die Aussagen waren in drei Blöcke (Team, Betrieb und ich) aufgeteilt und hatten eher die spezifische Situation von Assistent*innen in ihren Teams als die Situation in den Büros im Fokus.
Mit 68 ausgefüllten Fragebögen gab es einen Rücklauf von ca. 10 %. Die meisten Fragebögen wurden online ausgefüllt, manche kamen per Post. Dann zum Teil mit Anmerkungen wie „Was ist der ad-Keks?“ oder Hilferufen wie „Brauche dringend einen festen Einsatz!“.
Notwendigkeit gemeinsamer Teamkommunikation
Hier fand nur ein äußerst geringer Teil (4,48 %) Teamtreffen generell „eher nicht“ notwendig (Frage 1) und nur ein geringer Anteil (gut 10 %) fand Teamsitzungen als zu häufig angesetzt (Frage 12). Auch ein bereits pauschal wertendes „Assistent*innentreffen sind öd“ kreuzte nur ein knappes Viertel zustimmend an (Frage 23).
Dass sich eine vielleicht zu erwartende höhere Ablehnung institutionalisierter Teamkommunikation hier nicht deutlicher zeigt, mag möglicherweise damit zusammen-hängen, dass Beschäftigte, die kein Interesse an mehr Austausch und Kommunikation haben, sich vermutlich weniger an einer solchen freiwilligen Umfrage beteiligt haben. Trotzdem erscheint es den meisten wichtig, dass es einen konkreten Ort wie Assis-tent*innentreffen zum Austausch gibt.
Orte und Art der Kommunikation
Hier fand ein Drittel die Kommunikation bei der Übergabe wichtiger als die während einer Teamsitzung (Frage 2). [ Anmerkung des BR: In begründeten Fällen, wie z.B. in Einsätzen in denen die Anleitungskompetenz des*der Assistenznehmer*in eingeschränkt ist, können bezahlte Übergabezeiten bei der Leitung beantragt werden.]
Des weiteren bevorzugen gut 40 % ihre Anliegen lieber in konkreten Zweiergesprächen mit Einsatzbegleitungen, Kolleg*innen oder Assistenznehmer*innen vorzubringen (Frage 25). Sogar die private Kommunikation außerhalb des Arbeitskontextes ist für eine große Mehrheit (ca. 75%) hilfreicher als die in ihren Teams (Frage 30).
Inhalte und Gestaltung der Teamtreffen
Ein gutes Drittel der Antwortenden stellte fest, dass auf den Assistent*innentreffen eher nicht oder gar nicht über die tatsächlichen Belastungen in der Arbeit gesprochen wird (Frage 5). Über die Hälfte der Antwortenden konstatierte, dass hauptsächlich Formalien und Anliegen der Einsatzbegleitungen behandelt würden (Frage 8). Sie kritisierten weiter, dass v.a. konkrete pflegerische Maßnahmen, Anweisungen und arbeitsorganisatorische Probleme den Schwerpunkt der Kommunikation ausmachen würden (Frage 17). Viele sahen hingegen die Möglichkeit, mehr auf betriebliche Belange Einfluss nehmen zu können, wenn man sich auf den Assistent*innentreffen stärker über betriebspolitische Dinge austauschen würde (Frage 18).
Zwar empfinden ca. 75 % der Antwortenden die Assistent*innentreffen als gut moderiert (Frage 4), doch ca. 25 % finden, dass die eigenen Belange nicht ausreichend zur Sprache kommen (Frage 20) bzw. 36 % meinen sogar, dass sie sich dort nicht frei äußern könnten (Frage 22). Insgesamt würden fast die Hälfte der Teilnehmer*innen Teamsitzungen anders gestalten. (Frage 7)
Insgesamt ist schon bemerkenswert, dass ein Viertel bis ein Drittel der Teilnehmer*innen der Umfrage der Ansicht sind, dass ihre Belange und Interesse auf den Teamsitzungen nicht genügend Raum finden würden. So überrascht es dann auch nicht, dass sich viele (34 %) alleine gelassen fühlen (Frage 29) und eine große Mehrheit (63 %) sich als Einzelkämpfer*in betrachtet (Frage 21).
Tools der Kommunikation
Hier ging es um Digitalisierung und um Werkzeuge, die es im Betrieb eigentlich grundsätzlich gibt (Kommunikationspauschale, Teamtag etc.), vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie aktuell aber ausgesetzt sind. Zum Beispiel fanden 72 % der Antwor-tenden, dass Teamtage in der Vergangenheit Spaß gemacht haben und für das Teambuilding von Bedeutung waren (Frage 9).
Folgenschwer dürfte es sein, dass nur 18% der Teilnehmer*innen regelmäßig ein Teamtreffen ohne Assistenznehmer*innen und Einsatzbegleitung abhalten (Frage 3). Das ist wenig. Denn gerade solche Teamtreffen sind oftmals ein geeigneter Ort, um sich darüber auszutauschen, wie man eigentlich miteinander sprechen will.
Breakout-Räume der beiden Teilversammlungen
Auswertung der Arbeitsgruppen
Im Folgenden eine Sammlung der angesprochenen Punkte aus den verschiedenen Kleingruppen.
Hauptprobleme der Teams und der Teamtreffen
- Keine Struktur, schlechte Moderation, wichtige Themen kommen oft zu kurz; Teamsitzungen werden nur nach Schema F abgehalten
- Fehlende Struktur, weil jede*r Assistent*in sein*ihr Anliegen vorbringen möchte; Einsatzbegleitungen können das nicht lösen
- Falsch verstandener Autoritätsanspruch von Pflegefachkräften und Einsatzbeglei-tungen
- Konkurrenz von Einsatzbegleitungen und Pflegefachkräften in der Moderation
- Fehlende Fähigkeiten und fehlendes Interesse von Einsatzbegleitungen Kommuni-kationsräume zu öffnen
- Befürchtung, sich als einzelne*r Assistent*in zu exponieren
- Keine hinreichenden Standards der Leitung hinsichtlich Teambildung und Konflikt-bearbeitung; mangelhafte Vermittlung bestehender Angebote
- Kein Raum auf Teamsitzungen, um sich zu öffnen und emotional auszutauschen
- Teamtreffen sind sehr anstrengend
- Zu wenig Austausch ohne Einsatzbegleitungen und Assistenznehmer*innen; keine zweite Teamsitzung nur für Assistent*innen; dadurch erhöhte Hemmschwelle in der Auseinandersetzung
- Assistent*innen sagen zu wenig auf den Teamtreffen; Probleme bleiben unausge-sprochen; Assistent*innen trauen sich nicht, Problematisches zu artikulieren
- Supervision wird nicht gewährt; von Assistenznehmer*innen nicht gewollt
- Strukturelle und personelle Heterogenität des jeweiligen Einsatzes
- Unklarheit darüber, was ein gutes Team ist; fehlender Austausch; unzureichende Standards
- Aufgrund der digitalen Treffen können Konflikte im Team schwerer angesprochen werden
- Vorteile von Präsenztreffen und Teamaktivitäten; haben soziale Funktion; digitale Treffen sind funktionaler und disziplinierter
- Es gibt immer noch oft technische Probleme bei digitalen Treffen; digitale Treffen sind zu steril
- Erschwerte Teamkommunikation bei ausschließlich digitaler Durchführung, gerade bei Konflikten im Einsatz; im digitalen Format werden Problem noch größer
- Informelle Kommunikationskanäle (z.B. über WhatsApp, Signal) zum Teil mit Assistenznehmer*innen; man kommt als Neue*r nicht rein; eigentlich nicht erlaubt
- Informelle Gespräche fehlen in Zeiten von Corona
- Austausch mit einzelnen Kolleg*innen erfolgt nur außerhalb der Arbeitszeit (unbezahlte Übergaben)
- Ein*e Assistent*in kennt seine*ihre Teamkolleg*innen nicht, weil es keine direkte Übergabe gibt; Teamsitzungen finden nicht statt
- Anträge auf bezahlte Übergabezeiten werden nicht bewilligt
- Assistenznehmer*innen verhindern Kommunikation bei unbezahlter Übergabe
- Es fehlen teambildende Maßnahmen jenseits von Kommunikationspauschale und Teamtag
- Zu große Abhängigkeit und Einflussnahme vom Assistenznehmer*innen und Einsatz-begleitungen bei teambildenden Maßnahmen
- Erstellung des Dienstplans ist prioritär; Dienstplanerstellung erfolgte schon vor Corona nur digital, deswegen keine Teamsitzungen
- Hierarchie im Team zwischen Alten und Neuen; die Alten nehmen sich ihre Schichten und die Neuen müssen nehmen, was übrig bleibt
- Assistenznehmer nimmt zu viele Assistent*innen in sein Team, weil er sie nett findet; Einsatzbegleitung greift da nicht ein, so dass die Assistent*innen zu wenig Schichten bekommen
- Ungerechte Schichtverteilung
- Kein Wissen und keine Diskussion darüber, welche Schichtplanungsverfahren es gäbe, was die Vor- und Nachteile wären
- Es gibt auch einzelne Beschäftigte, die wunschlos glücklich sind mit den Kommuni-kationsabläufen
Kurz-und langfristige Verbesserungsvorschläge
- Bezahlte Übergabezeiten in allen Teams; es sollte pauschal 15 Minuten bezahlte Übergabezeit geben
- Präsenz-Teamsitzungen, gerade auch um Zugehörigkeit für Neubeschäftigte zu ermöglichen
- Teambildende Maßnahmen, jenseits von Kommunikationspauschale und Teamtag
- Teamtage sind sehr wichtig, ermöglichen anderen Austausch, weniger Anonymität
- Einmal jährlich eine Meta-Teamsitzung als ganzen Tag; Teamtag gewünscht
- Teamsitzungen alle zwei Monate, im Anschluss daran ein internes Assistente*innentreffen ohne Einsatzbegleitung und Assistenznehmer*in; mehr interne Teamsitzungen; grundsätzlich Teamsitzungen ohne Assistenznehmer*in stattfinden lassen; gemeinsame Sitzungen nur, wenn es etwas mit ihm*ihr zu besprechen gibt; Pflicht zu Teamsitzungen ohne Assistenznehmer*innen und Einsatzbegleitung; mindestens zweimal jährlich Teamsitzungen ohne Einsatzbegleitung und Assistenz-nehmer*innen
- Teamtage auch digital praktizieren, mehr Techniken nutzen, um Freiräume für einen Austausch ohne Einsatzbegleitung und Assistenznehmer*in zu schaffen; interne Teamsitzungen sind auch digital möglich
- Mehr Verbindlichkeit für die Teamsitzungen schaffen; Sitzungen sollen von den Assistent*innen ernst genommen werden
- Fortbildung für Einsatzbegleitungen; diese bräuchten ein Bewusstsein darüber, wie wichtig Teamkommunikation ist
- Bessere Moderationsmethoden wären wünschenswert
- Im Team wechselseitiges Vertrauen aufbauen und Hierarchisierungsprozessen entgegen wirken
- Entwicklung von Methoden und Kriterien gerechter, teaminterner Schicht- und Urlaubsplanung unter Berücksichtigung individueller Umstände
- Begleitende Supervision bei Konflikten
- Generell z.B. zweimal im Jahr Supervision machen, nicht erst, wenn es kracht
- „Cloud“ wäre vielleicht eine Möglichkeit zur Verbesserung der Kommunikation
To be continued… der Betriebsrat hält euch auf dem laufenden.