The missing link – Fehlzeitenreport 2016

 Arbeit & Ökonomie & Gesundheit

Die Geschäftsführung schrieb in ihrem Schreiben vom 27.07.2016 zur „schwierigen wirtschaftlichen Lage„:

„Zusätzlich ist auch der Krankenstand unverändert sehr hoch. In diesem Jahr gibt es keinerlei jahreszeitliche Schwankungen.

D.h. unabhängig ob Winter, Frühjahr oder Sommer – der Krankenstand in den letzten sechs Monaten ist fast immer konstant. Infolge des hohen Krankenstandes steigen zusätzlich andere Lohnkosten […]“.

Im Protokoll des Leitungsgremiums vom 16.08.2016 ist zu lesen: „Die GF informiert, dass eine Mitarbeiterin, Dipl. Psych. und Statistik Expertin der Beuth Fachhochschule eine statistische Auswertung zur einsatzbezogenen AU im September bearbeiten wird.“

Wolfgang Hien schreibt in seinem Buch Kranke Arbeitswelt u.a. zum Ökonomi-sierungsdruck und dem daraus resultierenden Leistungsdruck, dass nicht zuletzt der Angriff auf die Gesundheit der Beschäftigten immer mehr zu nimmt.

Es liegt uns ja auch am Herzen, insofern haben wir in den letzten Monaten immer wieder Beiträge zum Thema veröffentlich, siehe z.B. Quel malheur! Krank oder arbeitsunfähig?

Die nackten Zahlen und mögliche Gründe

Am 12.09.2016 hat das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) ihren alljährlichen Fehlzeiten-Report unter dem Titel Mitar-beitergesundheit leidet unter schlechter Unternehmenskultur veröffentlicht.

Sie schreiben in der Einleitung:

Eine schlechte Unternehmenskultur geht mit einem deutlich höheren gesund-heitlichen Risiko für Mitarbeiter einher, lautet das Ergebnis einer Befragung unter rund 2.000 Beschäftigten im aktuellen Fehlzeiten-Report 2016 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).

So ist jeder Vierte, der seine Unternehmenskultur als schlecht bewertet, auch mit der eigenen Gesundheit unzufrieden. Bei den Befragten, die ihr Unternehmen positiv sehen, war es nur jeder Zehnte. Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO und Mitherausgeber des Reports: „Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen der Art und Weise, wie Beschäftigte ihre Arbeit erleben, und ihrer Gesundheit. Jedes Unternehmen, egal welcher Branche, sollte dieses Wissen nutzen.

Interessant – und bedenklich auch -, dass ein hoher Krankenstand eine hohe Präsentis-musrate nicht ausschließt:

Letztlich hat die erlebte Unternehmens-kultur auch Einfluss darauf, wie häufig entgegen dem ärztlichen Rat entschieden wird, krank zur Arbeit zu gehen: Während das nur 11,8 Prozent der Beschäftigten tun, die ihre Unternehmenskultur positiv erleben, zeigen Beschäftigte in Unter-nehmen mit einer schlechten Unterneh-menskultur häufiger ein riskantes Verhalten (16,7 Prozent).

Zum Präsentismus:
Präsent sein macht krank
Krank zur Arbeit zu gehen, kostet Arbeitgeber angeblich Milliarden
Präsentismus – Neue Studie

Ob das alles eher betriebliche oder gesellschaftliche Gründe hat und in welchem Zusam-menhang das mieinander steht, bleibt eine offene Frage und in Diskussion.

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