Rohe Bürgerlichkeit

Kostenfaktor Alte und prekäre Beschäftigte in der Pflege

Rohe Bürgerlichkeit – Kostenfaktor Alte und prekäre Beschäftigung in der Pflege„, lautet die Überschrift eines Artikels von Joachim Maiworm in der Trend-Onlinezeitung, der hier nachzulesen ist.

Der Artikel streift die Situation der Beschäftigten im Pflegebereich und Fragen deren Organisierung ebenso wie die Situation von heutigen und zukünftigen Pflegebedürftigen. Er zitiert zahlreiches statistisches Material, erwähnt aktuelle konkrete Konflikte wie den Fall der Pflegehelferin Angelika-Maria Konietzko und benennt theoretische Konzepte und Vorstellungen wie das „Cool-Out-Syndrom“ von Karin Kersting, einer Krankenpflegerin und Lehrerin für Pflegeberufe, die sich mit Bewältigungsstrategien von Pflegekräften beschäftigt.

Die Stärke des Artikels, all diese Fragen und Probleme des (ambulanten) Pflegebereichs richtigerweise in einen Zusammenhang stellen zu wollen, ist zugleich auch eine seiner Schwächen: es wirkt zuweilen allzu bemüht und konstruiert, es entstehen Längen und nicht recht nachvollziehbare Brüche. Aber lest selbst, weiter unten ein paar Auszüge aus der Einleitung, ansonsten hier den kompletten Text.

Aus der Einleitung

Von skandalösen Bedingungen in Altenheimen und beschämenden Lebensverhältnissen Pflegebedürftiger zu Hause einerseits, von der mangelnden Attraktivität des Pflegeberufes und der zugespitzten Mehrfachbelastung betreuender Angehöriger andererseits berichten die Medien seit einigen Jahren regelmäßig. Ob in gängigen TV-Magazinen oder den gut verkauften Büchern des Pflegeexperten Claus Fussek und des Journalisten Markus Breitscheidel. Der Tenor: Den Hilfebedürftigen und den ausgebeuteten Pflegekräften wird das Leben zur Hölle gemacht! Der Kostendruck in der Pflege trifft die Patienten wie die dort Beschäftigten gleichermaßen! Es muss schleunigst etwas passieren! Warum kollektive Gegenwehr sich zurzeit so schwer organisieren lässt und kaum funktioniert erfahren wir jedoch von den Publizisten nicht. Ein Blick auf die gewerkschaftliche Schwäche auf diesem Feld hebt deshalb aktuell die Bedeutung des Widerstandes Einzelner – und ihrer Unterstützergruppen – um so stärker hervor.“

„Die bislang mangelhafte Organisierbarkeit der allermeisten Arbeitskräfte dort ist fatal. Denn der Pflegesektor bildet exemplarisch eine Schnittstelle von anwachsenden prekären Lohnarbeitsverhältnissen und der zunehmend elenden Existenz eines Teils der Bevölkerungsgruppe, die in Zeiten weitreichender staatlicher Ausgabenkürzungen immer offener als für die Volkswirtschaft „unproduktiv“ und damit belastender Kostenfaktor kategorisiert wird: die der alten und hilfebedürftigen Menschen. Die Brisanz des Themas ist so offenkundig wie das spürbare Desinteresse der Mehrheitsgesellschaft (…), sich dem Problem zu stellen.“

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