Ende der Arbeit! Hat Versorgungsarbeit (k)ein Geschlecht?

Eine feministische Kritik am Konzept der affektiven Arbeit

Mi, 16.3.11 19:00 – 21:00 Uhr: Gunda-Werner-Institut / Kunstraum Kreuzberg/Bethanien

Affektive Arbeit ist ein seit Jahren viel diskutierter Begriff aus Antonio Negris und Michael Hardts Werk „Empire“, der verspricht, neue Arbeitsverhältnisse angemessen zu beschreiben und die traditionellen Trennungen zwischen Reproduktion und Produktion sowohl praktisch als auch theoretisch zu überwinden. Federici analysiert die Quellen aus denen Negri/Hardt ihr Konzept entwickelt haben, und diskutiert, wie das Konzept einerseits seine Versprechen einlöst und andererseits die Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern wieder unsichtbar macht.

Mit: Prof. Emerita Silvia Federici (Hofstra University, Hempstead, New York, USA)

Siehe dazu: Die Veranstaltungsreihe Beyond Re/Production: Care Work und das Dossier: Care Ökonomie: Nachhaltig geschlechtergerecht Wirtschaften und Leben!

Kritik am Konzept der affektiven Arbeit

Nehmen wir einmal eine der Standarddefinitionen für das, was Dienstleistungsarbeit ausmacht: die Veränderung an einem Menschen (Haareschneiden oder Massage) oder an einem Gegenstand (Reparatur eines Autos oder eines Computers). Wie ließe sich eine solche Kategorie in die Zukunft projizieren? Denn es gibt keine Grenzen für die Art der Veränderungen, um die es hier geht. Wie können wir dann heute sagen, daß »hochentwickelte Parallelrechner, High-Tech-Roboter und integrierte elektronische Netzwerke, die die ganze Welt umspannen«, diese Veränderungen simulieren und ersetzen werden? Die Dienstleistungsarbeit der Zukunft könnte genausogut umgekehrt (bezüglich der Erbauer dieser Maschinen) als diejenige Veränderung an Menschen oder Gegenständen definiert werden, die sich nicht durch Maschinen simulieren oder ersetzen läßt!

Ende der Arbeit oder Wiederkehr der Sklaverei?

Zunächst sollten wir Formeln vermeiden, die eine Trennung von Körper/Geist, Vernunft/Gefühl in jedweder Form von Arbeit und deren Produkten implizieren und uns fragen, ob das Ersetzen des Begriffs „reproduktive Arbeit“, wie er in der Frauenbewegung verwendet wird, durch jenen der „affektiven Arbeit“ wirklich dazu dient, die Arbeit einer/s HausarbeiterIn (ob MigrantIn oder nicht, ob Ehefrau/Schwester/Mutter oder bezahlte Arbeitskraft) oder einer/s SexarbeiterIn der einer/s ProgrammiererIn oder NetzkünstlerIn unter dem Label des Kognitiven vergleichbar zu machen? Was ist ihrer Arbeit wirklich „gemeinsam“, wenn man die komplexen sozialen Beziehungen, die ihre verschiedenen Arbeitsweisen ausmachen, in Betracht zieht? Wo liegen beispielsweise die Gemeinsamkeiten zwischen einem männlichen Programmierer, Künstler oder Lehrer und einer weiblichen Hausarbeiterin, die zusätzlich zu ihrer bezahlten Arbeit auch viele Stunden unbezahlter Arbeit für die Versorgung ihrer Familie leisten muss?

Anmerkungen zum kognitiven Kapitalismus

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