Arbeitskampf bei der Lebenshilfe Frankfurt/Main
„Schikanierung von gewerkschaftlich aktiven Beschäftigten bis hin zur Entlassung eines Mitarbeiters, nach wie vor schlechtere Arbeitsbedingungen und weniger Lohn als die Festangestellten – und keine Unterstützung von Seiten des Betriebsrates“ eröffnet ein Bericht über eine öffentliche Aktion von Beschäftigten der Lebenshilfe Frankfurt. Wir dokumentieren in Auszügen Berichte und Artikel zum Arbeitskampf.
„Nach Außen sozial, nach Innen brutal – Lebenshilfe Frankfurt“
Schikanierung von gewerkschaftlich aktiven Beschäftigten bis hin zur Entlassung eines Mitarbeiters, nach wie vor schlechtere Arbeitsbedingungen und weniger Lohn als die Festangestellten – und keine Unterstützung von Seiten des Betriebsrates: Die FAU-Betriebsgruppe in der Lebenshilfe Frankfurt macht mit öffentlicher Aktion auf dem „Kelter-Fest“ der Lebenshilfe Frankfurt und anschließender Demonstration auf ihre Forderungen aufmerksam. Die Lebenshilfe Frankfurt e.V. ist ein sozialer Träger der Behindertenhilfe.
„Nach Außen sozial, nach Innen brutal – Lebenshilfe Frankfurt“ steht auf einem großen Transparent, dahinter eine Gruppe von etwa 70 Personen. Es handelt sich um Mitglieder der Betriebsgruppe der Gewerkschaft Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union (FAU) Frankfurt und Unterstützer_innen, zahlreiche Fahnen der FAU, aber auch von ver.di und GEW sind zu sehen. Drumherum stehen die Geschäftsführung der Lebenshilfe Frankfurt, deren Sponsoren sowie Eltern mit ihren Kindern, die von der Lebenshilfe Frankfurt betreut werden. Sie sind Gäste des sogenannten Kelter-Festes, welches die Lebenshilfe Frankfurt vergangenen Samstag auf ihrem Gelände im Frankfurter Stadtteil Hausen ausgerichtet hat und welches gerade offiziell eröffnet werden soll.
Den Anlass ihres für viele überraschenden Besuches macht die FAU den Gästen des Festes sofort in einer Rede deutlich: Seit Jahren werden die geringfügig beschäftigten Mitarbeiter_innen in der Ambulanten Familienhilfe der Lebenshilfe im Vergleich zu ihren festangestellten Kolleg_innen diskriminiert. Sie erhalten weniger Lohn und zehn Tage weniger Urlaub, außerdem erfolgt ihre Vergütung nicht auf der Grundlage eines Tarifvertrags.
Dies haben geringfügig Beschäftigte vor eineinhalb Jahren zum Anlass genommen, eine Betriebsgruppe zu gründen. Sie organisierten sich im Rahmen der Gewerkschaft FAU Frankfurt und kämpfen seitdem für eine angemessene Bezahlung, bessere Arbeitsbedingungen und einen Tarifvertrag.
Die gewerkschaftlich aktiven Beschäftigten in der Lebenshilfe werden seitdem schikaniert. So wurde ihnen verboten, während der Arbeitszeit über gewerkschaftliche Themen zu sprechen. Auch wurden Mitarbeiter_innen trotz Eignung und Bedarf nicht für Betreuungen eingesetzt. Schließlich wurde ein Mitarbeiter unter fadenscheinigen Begründungen entlassen – obwohl seine Arbeit mit den Klient_innen von vielen Seiten gelobt wurde. Der Betriebsrat setzt sich nicht für die betroffenen Kolleg_innen ein, sondern versucht, sich aus der Verantwortung zu ziehen. Mitarbeiter der Lebenshilfe klagen wegen der beschriebenen Missstände beim Arbeitsgericht Frankfurt.
Die Gäste des Festes reagieren teilweise interessiert und teilweise irritiert. Der Geschäftsführer der Lebenshilfe Frankfurt, Herr Liedtke-Bösl, ist anscheinend mit dem unangekündigten Besuch einiger seiner Beschäftigten nicht einverstanden und fordert sie auf zu gehen. Diese lassen sich jedoch nicht beirren. Es folgt eine zweite Rede von einer Kollegin der GEW, die im Namen des „Frankfurter Netzwerk der sozialen Arbeit“ dessen Unterstützung und Solidarität ausdrückt. „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Kohle klaut“, schallt es anschließend über das Kelter-Fest. Dann verlassen die gewerkschaftlich aktiven Mitarbeiter_innen und ihre Unterstützer_innen das Gelände. „Tarifvertrag jetzt“ und andere solidarische Parolen stehen auf dem Fußweg. Unbekannte haben diese offenbar im Vorfeld dort hinterlassen.
Es folgt eine spontane Demonstration durch den Frankfurter Stadtteil Bockenheim. Die Mitglieder der Betriebsgruppe und ihre Unterstützer_innen informieren nun zahlreiche Passant_innen anhand von Flyern, Redebeiträgen und Gesprächen über die Missstände bei der Lebenshilfe Frankfurt und machen sie auf ihre Forderungen aufmerksam:
Tarifverhandlungen und ein Ende der Diskriminierung – Jetzt!
Schluss mit den Sanktionen und Wiedereinstellung des gekündigten Mitarbeiters – Jetzt!
Die Wiederherstellung aller gewerkschaftlichen Rechte im Betrieb und die Rücknahme der Einschränkungen – Jetzt!
Siehe auch: Blog der FAU-Betriebsgruppe bei der Lebenshilfe/Frankfurt-Main
Siehe auch: Seite der FAU Frankfurt/Main
Siehe auch: Mitarbeiter fühlen sich diskriminiert: Demo gegen die Lebenshilfe