Die verschiedensten Berufsgruppen begegenen sich im Pflegeheim: das Küchenpersonal trifft auf das Reinigungspersonal, die Haustechniker, Bürokaufleute, Betriebswirte, das Pflegepersonal, etc.. Zwischen allen diesen Gruppen gibt es eben Schnittstellen im Alltag, die dann auch zu Konflikten führen können.
Nirgends aber so deutlich wie innerhalb des Pflegepersonals selber, das nämlich zum einen aus “examinierten” Kranken- oder Altenpflegern besteht, und zum anderen aus Pflegeassistenten (bzw. “Pflegehelfern”).
Beide Berufsgruppen arbeiten jeden Tag eng miteinander zs., während es zu den anderen Kolleginnen nur punktuell Berührungspunkte bzw. eine dann eingeschränktere Schnittstellenproblematik gibt.
Worum geht es nun bei diesen Konflikten?
Ich meine, zum einen nicht selten um ein unterschiedliches Pflegeverständnis bzw. einen unterschiedlichen Pflegebegriff. Pflegeassistentinnen sind ausschließlich mit der Grundpflege betraut; mitunter hat man das Gefühl, das hier Pflege als eine zugewandte, emphatische, anteilnehmende Dienstleistung verstanden wird, der es um Körperpflege, Aktivierung, Essensanreichung geht: und gut ist. Und manchmal habe ich es auch schon erlebt, dass das saubere Kopfkissen, der aufgeräumte Nachttisch da größere Bedeutung erfahren. Und da ist dann auch mein Gefühl, das mit einer gewissen Arroganz, einer Attitüde des besserwissenden Unverständisses auf den “komischen Kram” der “ausgebildeten” Altenpflegerinnen geschaut wird. Umgekehrt kenn ich es aber auch, daß die Pflege von Assistentinnen schon mal als “Hausfrauenpflege” denunziert wird.
Das alles wird auch genährt durch die Erfahrung der Assistentinnen, dass sie ja die Hauptlast der Grundpflege in Heim tragen. Pflegehelferinnen müssen ihren Arbeitsalltag als eine nimmermüde Waschstraße verstehen, die durch Toilettengänge und Umfeldpflege unterbrochen oder abgelöst wird.
Das schlaucht extrem. Ihre examinierten Kolleginnen sind weniger in der Grundpflege, müssen eben auch Verbände wechseln, Med. verteilen, die Kommunikation mit Ärzten leiten, etc. – körperlich kann man das nur schwerlich als anstrengend bezeichnen.
Mitunter beschwerte sich schon die eine oder andere Assistentin über eine Kollegin bei mir (und wird sich auch schon über mich beschwert haben…) – dergestalt, daß darüber sinniert wurde, was denn die examinierte Kollegin auf Station so neben der Grundpflege treibe. Die Botschaft: “die ist so langsam und auch wenig fähig im Orga-Kram, dass wir umso mehr hetzen müssen!”.
Ich hab es nie erlebt, daß derartige Konflikte frühzeitig angesprochen wurden. Meist schwelt irgenein Stuss über längere Zeit, bis es knallt. Nie habe ich es erlebt, dass in einem ruhigen und nicht verletzenden Ton Konflikte angesprochen wurden, so daß objektiv vorhanden Interessengegensätze rational, vernünftig angegangen werden können.
Nutzen haben davon aber dann nur die Arbeitgeber, die unsere Uneinigkeit auf Station gut gebrauchen können.
Ich meine, es würde schon viel helfen, wenn man sich im Arbeitsalltag bewusster machen würde, dass es solche objektiven Interessengegensätze gibt, um die situativ entstehenden Probleme untereinander besser händeln zu können.
Sowas kann ja in der “Team-Ideologie” im Alltag untergehen (und richtig schlimm: “Wir sind ein gutes Team”). Folge wäre dann überhaupt erst mal eine größere gegenseitige Wertschätzung – und das wär doch oft schon mal nen guterAusgangspunkt.