Burnout – was ist das eigentlich?
Im Hamsterrad des Arbeitsalltags machen zunehmend mehr Beschäftigte schlapp. Permanente Verfügbarkeit, steigender Leistungsdruck und Arbeitsverdichtung lassen sie psychisch regelrecht ausbrennen. Weil so viele betroffen sind, gilt Burnout als neue Volkskrankheit.
BurnOut – Was ist das eigentlich?
Burnout – die Diagnose steht für völlige geistige Erschöpfung und ist nach Meinung vieler Experten eine Unterform der Depression mit stark steigender Tendenz. Die Krankenkassen ächzen darunter, und auch die Rentenversicherung lassen die Burnout-Folgen nicht kalt.
Wer ist vom Burnout-Syndrom betroffen?
Schlagzeilen über „ausgebrannte“ Prominente wie Skispringer Sven Hannawald, Profifußballer Sebastian Deisler, Medienwissenschaftlerin Miriam Meckel oder jüngst auch Ex-Schalke-Trainer Ralf Rangnick ließen den Eindruck entstehen, es handele sich um eine Promi-Krankheit. Die Stars bilden aber allenfalls die Spitze des Eisbergs.
Arbeitslose weisen nach Krankenkassen-Erkenntnissen durchschnittlich die meisten psychischen Krankheitstage auf. Es folgen Telefonisten, Kraftfahrzeugführer, Krankenpfleger und Sozialarbeiter.
Die Gewerkschaften halten auch Leiharbeiter wegen häufig prekärer Arbeitsbedingungen und Entlohnung für höchst gefährdet. Gestresste Manager gehören aber auch dazu.
Was sind die Gründe für das Leiden?
Die globalisierte Arbeitswelt, die internationalen Verflechtungen von Konzernen, der Konkurrenzdruck – alles zusammen hat die Anforderungen an die Arbeitnehmer enorm erhöht, das Arbeitstempo beschleunigt.
Auch die übermäßig hohen Rendite-Erwartungen in vielen Branchen tragen dazu bei, sagt IG-Metall-Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban. Betroffene fühlen sich in der Tretmühle überfordert, verzweifelt, kraftlos. Ihr Akku ist leer.
Unbestritten ist, dass auch individuelle Fähigkeiten beim Umgang mit Arbeitsdruck eine Rolle spielen: Manche sind stress-resistenter als andere, die früher ans Limit kommen.
Wie oft fallen Arbeitnehmer wegen Psycho-Erkrankungen aus?
Seit Jahren steigen die psychisch bedingten Krankheitstage, und zwar deutlich. Seelische Leiden verursachen inzwischen jeden achten Krankheitstag.
Sie hatten im Jahr 2010 bei den Betriebskrankenkassen mit gut sechs Millionen Mitgliedern 12 Prozent Anteil an allen Fehltagen. 2009 waren es noch 10,7 Prozent.
Dauert im Durchschnitt ein Erkrankungsfall 12,8 Kalendertage, so liegen die Fallzeiten für psychische Erkrankungen bei 35,2 Tagen. Nur bei bösartigen Tumorerkrankungen gibt es noch längere Fehlzeiten (36,3 Tage je Fall).
Von 2004 bis 2010 erhöhte sich die Zahl der psycho-bedingten Ausfalltage von BKK-versicherten Arbeitnehmern von durchschnittlich 4,6 Tagen je 1000 Mitglieder auf 63,2 Tage.
Wie sieht das bei der Rentenversicherung aus?
Bei den Frühverrentungen machen psychische Erkrankungen inzwischen den Großteil aus: Wurden 1993 noch 15,4 Prozent der Frührentner deswegen aufs Altenteil geschickt, waren es 2010 bereits knapp 40 Prozent. In diesem Zeitraum stieg die Zahl der Frühverrentungen aus psychischen Gründen um 71 Prozent auf zuletzt knapp 71 000.
Kann eine Anti-Stress-Verordnung helfen?
Die IG Metall sagt Ja – und setzt dabei auf von der Leyen. Überprüfbare Kriterien zur Messung und Vermeidung unnötiger psychischer Belastungen ließen sich durchaus festlegen. Die rechtlichen Rahmenbedingungen seien gegeben. Auf Unternehmen passgenau zugeschnittene „Schutzwälle“ gegen die Überforderung der Beschäftigten könnten zudem in Betriebsvereinbarungen gezogen werden.