Tarifverhandlung an teilprivatisierter Billiglohntochter der Berliner Charité fortgesetzt. Kaum Annäherung zwischen Unternehmen und Gewerkschaften
Die Verhandlungen für die über 1800 Direktbeschäftigten der Dienstleistungstochter des Berliner Universitätsklinikums Charité, der Charité Facility Management GmbH (CFM), ziehen sich hin. Mitte Mai hatte sich das Unternehmen, das zu 51 Prozent der landeseigenen Uniklinik und zu 49 Prozent einem Konsortium aus den Firmen Dussmann, Hellmann Logistics und der Fresenius-Tochter Vamed gehört, nach einem zweiwöchigen Streik bereit erklärt, Verhandlungen mit den Gewerkschaften ver.di und GKL/dbb aufzunehmen. Die unter dem SPD-Linke-Senat 2006 teilprivatisierte und ausgegründete Firma befindet sich seither in einem tariflosen Zustand.
Wie ver.di am Montag mitteilte, wurden die Gespräche in der vergangenen Woche fortgesetzt, ohne daß sich bislang ein Kompromiß abzeichnet. Die CFM habe »eine erste Bewertung für das umfangreiche Forderungspaket« abgegeben, das die Gewerkschaften »zum Bereich Manteltarifvertrag« vorgelegt hatten, heißt es in einer Erklärung. In ihrem Entwurf fordert die Beschäftigtenseite unter anderem die 39-Stunden-Woche für alle und einheitlichen Urlaub sowie Verbesserungen für Arbeiter in Wechselschichten. In einzelnen Bereichen der CFM, die sämtliche nichtmedizinischen Dienstleistungen von Wachschutz bis Gebäudereinigung und Küche organisiert, wird nach Gewerkschaftsangaben bis zu 42 Stunden gearbeitet.
Wie aus der ver.di-Mitteilung hervorgeht, ist das Unternehmen mit der geforderten Arbeitszeitlösung nicht einverstanden, »problematisiert« worden sei auch »die geforderte Jahressonderzahlung«.
Trotz der anstehenden Sommerpause habe man vereinbart, auch im Juli weiter zu verhandeln. Ver.di sehe »wegen der Fülle der noch offenen Fragen die Notwendigkeit hier zügig zu ersten Ergebnissen zu kommen«, betonte die Dienstleistungsgewerkschaft.
Insgesamt beschäftigt die CFM zur Zeit über 2500 Mitarbeiter. Davon handelt es sich bei etwa 700 um sogenannte Gestellte – von der Charité ausgeliehene Altbeschäftigte, die dem Haustarifvertrag der Charité unterliegen. Dort war Ende Mai nach einem einwöchigen Vollstreik und anschließenden Verhandlungen eine am Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TvöD) orientierte Einigung erzielt worden, die bei einer Mitgliederbefragung der ver.di-Betriebsorganisation breite Zustimmung fand. Für die CFM strebt ver.di eine Angleichung an dieses Niveau an.
Wie der Senat am 8. Juni auf eine jetzt veröffentlichte Anfrage des Abgeordneten Wolfgang Albers der Fraktion Die Linke mitteilte, orientiert sich die Vergütung der CFM-Beschäftigten bislang »an den marktüblichen Bedingungen der jeweiligen Dienstleistungsbranchen«. Für die Wachschützer bedeute dies etwa, daß »ein durchschnittlicher Stundenlohn von ca. 6,85 Euro« gezahlt werde. Dies entspricht einem Bruttomonatsgehalt von etwa 1200 Euro.
Der Senat betonte, daß der Anteil befristeter Arbeitsverhältnisse gegenüber 2009 um vier Prozent zurückgegangen sei und 2010 bei 21,5 Prozent lag. Den Angaben zufolge ist die CFM Kunde von mindestens zwölf verschiedenen Leiharbeitsfirmen. Die Mehrheit davon unterliegt nach Gewerkschaftsangaben keinem der Zeitarbeitstarifverträge des DGB. Wie die Landesregierung weiter ausführte, konnte die CFM »nunmehr fünf Jahre in Folge ein ausgeglichenes Jahresergebnis« erzielen und »die von der Charité vorgegebenen wirtschaftlichen Ziele erreichen«. Durch das Outsourcing habe die Uniklink »kumulierte Einsparungen von ca. 168 Millionen Euro« erzielt.