teilnehmende beoabachterin 09.06.2011
Am Mittwochnachmittag demonstrieren Beschäftigte und Aktivist_innen von Behindertenverbänden vor der Berliner Senatsverwaltung für Soziales für eine bessere Bezahlung der Behindertenassistent_innen.
Der Protest ist Teil einer Aktionswoche unter dem Motto Pro Care statt Prekär. Sie begann mit einer Besetzung in der Senatsverwaltung in der letzten Woche. Eine zentrale Forderung ist die Beteiligung der Behindertenassistent_innen an den Verhandlungen des Vergütungsvertrages zwischen den Kostenträger_innen und den Anbieter_innen der persönlicher Behindertenassistenz. Obwohl es dabei auch um die Entlohnung der Beschäftigten geht, sind sie ausgeschlossen.
Kampf um mehr Lohn im Carebereich
Bei beiden Aktionen waren auch die Assistenznehmer_innen teilweise mit ihren Rollstühlen beteiligt. Der Kampf um eine bessere Entlohnung Behindertenassistent_innen hat eine längere Vorgesichte.
Dazu gehörte der Scheißstreik vor zwei Jahren. Vom 27. April bis zum 27.Mai 2009 schickten die Beschäftigten aus dem Pflege- und Assistenzbereich bei ihrer Arbeit anfallenden Kot in luftdicht verschließbare Röhrchen an die für die soziale Misere Bereich Verantwortlichen. Zu den Adressant_innen gehören neben politische Instanzen wie die Berliner Senatsverwaltung für Soziales auch Zeitarbeitsfirmen, kirchliche Träger, Zeitarbeitsfirmen, Arbeitsagenturen und Krankenkassen ( http://www.jenseits-des-helfersyndroms.de/).
Mit der Ausstellung Jenseits des Helfersyndroms im letzten Jahr in Berlin-Kreuzberg wurden die Forderungen der Beschäftigten auch mit künstlerischen Mitteln bekannt gemacht und viel diskutiert.
Die unterschiedlichen Aktionsformen sind auch notwendig, denn ein Arbeitskampf im Carebereich ist bekanntlich nicht einfach zu führen. In den letzten Jahren wurde in der postfeministischen und postautonomen Szene relativ intensiv über diesen Care-Bereich, die dortigen Arbeitsverhältnisse und Organisierungsprozesse diskutiert. Im letzten Jahr gab es dazu in Berlin auch einen mehrtägigen Kongress. Der Kampf der Behindertenassistenz ist ein Organisierungsversuch im Carebereich. Noch besteht die Gefahr, dass in Folge der Sparpolitik der Kreis der Leistungsberechtigten für die Assistenz weiter eingegrenzt wird und die Stundenlöhne der Beschäftigten weiter gekürzt werden. Deshalb dürfte der Kampf fortgesetzt werden.