Once upon a time a flashmob…

Pflege am Boden
Eine lokale Bestandsaufnahme!

Wir hatten über die Berliner Termine und Aktivitäten hin und wieder berichtet: FlashMob – Pflege am Boden.

Proklamiertes Ziel der Protestkampagne ist es, Politik und Gesellschaft auf die Missstände der derzeitigen Pflegesituation in Deutschland aufmerksam zu machen (siehe auch: Pflege am Boden – Gemeinschaft auf facebook)

Wir dokumentieren an dieser Stelle einen aktuellen Beitrag auf Radio Dreyeckland zum Ende der Kampagne in Freiburg inklusive audieller Vorgeschichte.

„Das bringt ja eh nichts“?? – Warum gibt es in Freiburg keinen Pflege am Boden Protest mehr?

Am Donnerstag, den 12. Mai, war internationaler Pflegetag. Am Samstag ist der zweite Samstag in diesem Monat. Letztes Jahr gab es jeden zweiten Samstag im Monat in Freiburg den Pflege am Boden Protest. Ein Flashmob für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Anerkennung im Pflegebereich. Diesen Pflege am Boden Protest gibt es nun nicht mehr. Über die Gründe für die schnell zurückgehende TeilnehmerInnenzahl, trotz beinahe allgemein anerkannten Pflegenotstand, sprachen wir mit Beate Brozio, einer der ehemaligen OrganisatorInnen des Pflege am Boden Protestes. Sie ist vor den schlechten Bedingungen in deutschen Kliniken geflohen und wohnt und arbeitet nun in Basel.

Audio-File: Warum gibt es keinen Pflege am Boden Protest in Freiburg mehr?

Zustände in der Pflege schlimmer als schlimm. Wir wollen keine kleinen Krankenschwestern sein

Seit Oktober 2013 protestieren bundesweit Pflegekräfte mit dezentralen Flashmobs für mehr Anerkennung und bessere Arbeitsbedingungen. Auch in Freiburg lautet jeden zweiten Samstag das Motto: Pflege am Boden. Die Protestierenden legen sich für 10 Minuten auf den Boden um auf die schlechte Situation der Pflege und ihre schlechten eigenen Arbeitsbedingungen aufmerksam zu machen. Über den Protest der Pflegenden sprachen wir mit Beate Brozio, einer der OrganisatorInnen des Pflege am Boden Protestes. Sie ist vor den schlechten Bedingungen in deutschen Kliniken geflohen und wohnt und arbeitet nun in Basel. Im Gespräch werden auch die Unterschiede zwischen deutschem und schweizerischem Pflegebereich thematisiert.

Audio File: Wir wollen keine kleinen Krankenschwestern sein

Sich endlich wehren! Pflege am Boden fordert auch in Freiburg mehr Anerkennung

Mehr Anerkennung, bessere Arbeitsbedingungen und mehr Zeit für die Pflege am Patienten fordern die Pflegenden auch in Freiburg. Bundesweit finden seit ein paar Monaten Flashmobs mit dem Motto „Pflege am Boden“ statt. Passend zum Motto, das eine Zustandsbeschreibung für die Situation in den Pflegeberufen ist, legten sich auch in Freiburg am Samstag den 11. Januar wieder etwa 80 Pflegende und UnterstützerInnen auf dem Boden. Wir sprachen mit einem Organisator der Aktion, die nun jeden Monat stattfinden soll, über die Hintergründe der Aktion und auch darüber, warum der Flashmob in Freiburg auf den weniger zentralen Kartoffelmarkt ausweichen musste.

Audio-File: Sich endlich wehren!

Vielleicht war es einfach ein bißchen viel Multitude….

Wikipedia: says Multitude

Multitude ist ein Begriff aus der politischen Philosophie. In der aktuellen Diskussion spielt er vor allem im Postoperaismus eine wichtige Rolle.

Bekannt wurde der Begriff durch das Buch Empire – die neue Weltordnung von Antonio Negri und Michael Hardt (2000; dt.: 2002). Der Bedeutungsraum von Multitude – in der deutschen Übersetzung von „Empire“ als „Menge“ übersetzt – kann auch „Vielheit“, „Vielfalt“ (von Personen, Subjekten, „Singularitäten“) umfassen. Bei Hardt und Negri geht der Begriff zurück auf die Philosophie Spinozas (Multitudo).

Begriffsgeschichte

In der antiken römischen Republik nutzt Marcus Tullius Cicero den Begriff in de re publica (54–51 v. Chr). Hier erklärt Cicero die „Multitudo“ als Ursprung der Gesellschaft bzw. der Republik: Es ist also die Republik die Sache der Bevölkerung, eine Bevölkerung aber nicht jede irgendwie zusammengescharte Ansammlung, sondern die Ansammlung einer Menge („multitudo“), die in der Anerkennung des Rechtes und der Gemeinsamkeit des Nutzens vereinigt ist. Ihr erster Beweggrund aber zusammenzukommen, ist (…) eine sozusagen natürliche Geselligkeit der Menschen.

Eine Wiederaufnahme erfährt der Begriff der „Multitudo“ in der Philosophie der frühen Neuzeit. Für Spinoza begründet die Souveränität eines Staates „die Macht, nun nicht mehr eines einzelnen, sondern der wie von einem Geist geleiteten Menge“. Er vermeidet es dabei (entgegen der Interpretation Negris), die Macht der Menge (multitudinis potentia) auf die der Individuen zurückzuführen (vgl. Spinoza: Politischer Traktat III, § 2).

Bei Thomas Hobbes in der Schrift Vom Bürger heißt es, dass sich die Multitude gleichermaßen gegen die aristokratische Herrschaft wie gegen das Volk (was so viel heißt wie: die Einheit des Volkes) erhebe. In Hobbes’ Leviathan erscheint der übermächtige Souverän des Titelblatts aus zahllosen in den Gesellschaftsvertrag einwilligenden, und damit eine Einheit bildenden, Einzelmenschen gebildet. Die Multitude wird als Gefahr für den Leviathan betrachtet, da sie Vielheit ist.

Und bei William Shakespeare taucht „the monster of the multitude“ in verschiedenen Dramen in der Imagination der Aristokraten wie der Bürger auf, am eindrucksvollsten formuliert in The Tragedy of Coriolanus (2. Akt, 3. Szene), wo die Gegenwart der Menge als „the many headed Multitude“, die vielköpfige Menge, beschrieben wird.

Aktuelle Diskussion

Die wohl kürzeste Definition von Hardt und Negri selbst lautet wie folgt: Das ist die Definition der Multitude (…): Singularitäten, die gemeinsam handeln. Negri beschreibt deren Realität als Immanenz (gegen die Transzendenz des „Volkes“), als Klasse (insofern die gesellschaftliche Kooperation der Multitude ausgebeutet ist) und als Potenzialität. Paolo Virno spricht von den „Vielen als Viele“, um die Multitude zu kennzeichnen. Die Multitude ist ein Netzwerk, ein offenes Beziehungsgeflecht, ein Feld von Singularitäten, das nicht homogen oder mit sich identisch ist. Sie ist zu unterscheiden vom „Volk“ und der Arbeiterklasse, denen jeweils ein einheitlicher Willen unterstellt wird, und von der formlosen, formbaren Masse. Sie soll dezidiert nicht ein „neues revolutionäres Subjekt“ sein, das der Herrschaft des Empire entgegensteht.

In Anlehnung an Marx ist die Multitude dennoch eine politische Klasse, die dadurch ein kollektives Ganzes wird, dass sie gemeinsam kämpft. Ziel des Kampfes ist, grob gesagt, die vollständige Demokratisierung der Weltgesellschaft. Michael Hardt und Antonio Negri meinen, dass jede Epoche durch eine Form gekennzeichnet sei: Im Gegensatz zum Disziplinar-Paradigma Foucaults treffen wir heute überall auf die Form des Netzwerks – diese kennzeichnet Sprachverhältnisse, militärische Einheiten, Muster der Migration, soziale Bewegungen, Firmen, physiologische Strukturen und sogar persönliche Beziehungen.

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