Gratifikationskrise & PsychoKiller

Arbeitsmedizinische Empfehlung zur psychischen Gesundheit im Betrieb

Der Ausschuss für Arbeitsmedizin beim BMAS hat eine arbeitsmedizinische Empfehlung zur psychischen Gesundheit im Betrieb entwickelt. Sie beschreibt, welchen Beitrag Betriebsärzte zum Erhalt und zur Wiederherstellung der psychischen Gesundheit der Beschäftigten leisten können.

Psychische Gesundheit im Betrieb

Ein paar Auszüge:

Die heutige Arbeitswelt ist durch technologischen Fortschritt, durch Globalisierung und damit einhergehende raum-zeitliche Flexibilisierung geprägt. Neue Technologien haben einerseits zu Arbeitserleichterungen, andererseits zu Arbeitsverdichtung und -intensivierung mit negativen Folgen für die Gesundheit geführt […]

Heute arbeiten mit steigender Tendenz ca. ein Viertel aller Erwerbstätigen in atypischen Beschäftigungsverhältnissen, die sich vom sogenannten Normalarbeitsverhältnis durch befristete Arbeitsverträge, niedrigeres Einkommen, geringere Arbeitszeiten und eingeschränkte Arbeitnehmerschutzrechte unterscheiden.

Viele davon sind prekäre Beschäftigungsverhältnisse, die nicht geeignet sind, auf Dauer den Lebensunterhalt einer Person sicherzustellen und/oder deren soziale Sicherung zu gewährleisten. […]

Zur Gratifikationskrise

Das Gratifikationskrisenmodell von Siegrist bezieht in die Risikoprävention nicht nur die bekannte erschöpfende hohe individuelle Verausgabung ein, sondern berücksichtigt auch die sozial vermittelten fehlenden Belohnungen (Gratifikation). Dies umschließt viel mehr als das Gehalt, das jemand für seine Arbeit erhält. Das Gefühl, angemessen anerkannt und wertgeschätzt zu werden, geht ebenso mit in die Bewertung ein, wie die Möglichkeiten der persönlichen Entwicklung in der Arbeit. Dieses Modell konnte vielfach den Zusammenhang zwischen Belastungen und Gesundheitsfolgen nachweisen.

Zum Modell der Gratifikationskrise auf wikipedia:

Nach dem Modell der Gratifikationskrise erkrankt eine Person dann, wenn sie sich stark verausgabt und dafür nicht in angemessener Weise entschädigt wird. Wenn der eigene Einsatz (etwa in Form von Engagement, Wissen, Zeit, Identifikation, Leistung und Persönlichkeit) nicht durch entsprechende Belohnung (etwa in Form von ausbildungsadäquater Beschäftigung, Lohngerechtigkeit, Arbeitsplatzsicherheit, Weiterbildungs-, Karriere- und Einflussmöglichkeiten) kompensiert wird, so entstehe dadurch das als „Gratifikationskrise“ bezeichnete Krankheitspotential.

Das Modell wird vor allem auf die Arbeitswelt angewendet. Hier sind insbesondere Arbeitnehmer in Berufen, die nur einer geringen Qualifikation bedürfen, betroffen. Diese verausgaben sich stark, erhalten jedoch nur geringe gesellschaftliche Belohnungen wie Geld oder Prestige. Die Prävention von Gratifikationskrisen ist daher auch ein Aspekt des betrieblichen Gesundheitsmanagements.

Als Gründe, warum berufliche Gratifikationskrisen über längere Zeiträume von den Betroffenen hingenommen werden, nennt Siegrist: eine Abhängigkeit auf Grund fehlender Alternativperspektiven auf dem Arbeitsmarkt, eine strategische Entscheidung mit dem Ziel der Verbesserung künftiger Karrierechancen oder eine übersteigerte Verausgabungsneigung als ein motivationsbezogenes Muster exzessiver Leistungsbereitschaft.

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